Musawwarat es-Sufra war einer der wichtigsten Orte des Königreichs von Kusch und ist heute eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Sudans. Seit 2011 ist Musawwarat Teil der UNESCO-Welterbestätte ‚Archaeological Sites of the Island of Meroe‘. Musawwarat liegt etwa 180 km nordöstlich von Khartoum und ist ca. 25km vom Nil entfernt. Dieser abgelegene Ort liegt malerisch zwischen niedrigen Sandsteinhügeln im Tal es-Sufra. Die heute sichtbaren archäologischen Denkmäler stammen meist aus der frühmeroitischen Zeit (ca. 3. und 2. Jahrhundert v. Chr.), was Musawwarat zu einer der wenigen erhaltenen Stätten aus dieser Zeit macht.
Eines der Hauptdenkmäler von Musawwarat ist die Große Anlage – ein einzigartiger Gebäudekomplex mit drei Tempeln, die auf Terrassen liegen und die von einem Labyrinth miteinander verbundener Höfe, Korridore und Rampen umgeben sind. Die Erhaltung dieses ausgedehnten Bauwerks stellt vielfältige Herausforderungen dar wie die regelmäßige Instandhaltung einschließlich der Sandentfernung, aber auch die konservatorische Erhaltung und – wo nötig – die restauratorische Wiederherstellung seiner kilometerlangen Mauern.
Nicht weit von der Großen Anlage entfernt befindet sich der früheste bekannte Tempel, der dem löwenköpfigen Gott Apedemak geweiht war. Der Tempel wurde im späten 3. Jahrhundert v. Chr. erbaut. Er war bereits in der Antike eingestürzt und wurde 1969/70 wieder errichtet. Mit dem Wiederaufbau des Apedemak-Tempels wurde das erste Grabungsprojekt der Humboldt-Universität zu Berlin in Musawwarat (1960-1970) vollendet. Die reiche Reliefdekoration des Tempels ist heute besonders der Erosion ausgesetzt.
Eine weitere antike Struktur in Musawwarat ist der Große Hafir, ein riesiges künstliches Wasserreservoir mit einem Durchmesser von mehr als 200 Metern, das sich in der Nähe des Apedemak-Tempels befindet. Der Große Hafir ist heute akut von Erosion und vom Menschen verursachten Zerstörungen bedroht, daher sind seine Untersuchung, Dokumentation und Schutz ein Anliegen der aktuellen Arbeiten in Musawwarat.
Aus diesen Gründen fließt ein Teil der finanziellen Mittel der SAG e.V. in Erhaltungsarbeiten im Sudan. Bereits 1993 hatte es eine erste Aufnahme der vielfältigen Schäden an der Großen Anlage gegeben, 1995 wurde eine großflächige Beräumung des Geländes unternommen und seit 1996 werden systematisch Restaurierungsarbeiten von der SAG finanziert. Mitte der 2000er Jahre konzentrierten sich diese Arbeiten auf den sogenannten Komplex 300, der eine Reihe von Höfen sowie den Tempel 300 umfasst. Über mehrere Jahre wurden dort mit finanzieller Unterstützung aus dem Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland schrittweise eingestürzte Mauern rekonstruiert und gefestigt, Mauerdurchbrüche verschlossen, Sanddünen beräumt und Möglichkeiten für den Wasserabfluss zur Regenzeit geschaffen.
Gegenwärtig arbeiten Mitglieder der SAG e.V. in Berlin und in Musawwarat an der Präsentation des Ortes für ein sudanesisches und internationales Publikum. Dies beinhaltet vor Ort die Entwicklung und Implementierung einer touristischen Infrastruktur und eines Besucherleitsystems, aber auch begleitende Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Letztere sind auch den einzigartig dekorierten Säulen der Zentralterrasse der Großen Anlage gewidmet.